Die tropische Naranjilla

Lulo - ein Portrait

Die Lulo, auch Naranquilla genannt, ist eine in Südamerika (Anden von Equador und Kolumbien) beheimatete und dort populäre Obst liefernde Kulturpflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse. Die bis zu 2,5m hoch werdende krautige Pflanze hat lila oder weiß geäderte dunkelgrüne Blätter und bildet bereits nach 4 Monaten Blüten. Die behaarte Schale der tomatenähnlichen Frucht ist orange, das Fruchtfleisch grünlich, und der exotische Geschmack ähnelt einer Mischung aus Erdbeere, Maracuja und Kiwi.

Die reifen, aromatischen und vitaminreichen Früchte können frisch ausgelöffelt werden, zumeist werden sie aber in Desserts oder mit Wasser verdünnt zu Saft verarbeitet.

 

Die Lulo benötigt ganzjährig Durchschnittstemperaturen zwischen 14'C und 22°C (Villachica 19961) und die Früchte brauchen 9-10 Monate für ihre Entwicklung, so dass die Pflanze in Mitteleuropa nur im Gewächshaus kultiviert werden kann.

Die nachhaltige Energienutzung industrieller Abwärme, wie in Kleintettau, könnte einen derartigen Anbau von tropischen Nutzpflanzen profitabel und zugleich ökologisch vertretbar machen. 

 


Forschungsfragen

An der Lulo wurde eine Reihe von Untersuchungen durchgeführt, u.a. in Kooperation mit dem Zentrum für Biomakromoleküle der Universität Bayreuth, dem Gemüsebau-versuchsbetrieb Bamberg der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, der Erich Ziegler GmbH und Herrn Prof. Dr. Hoffman n.

Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit war es, u.a. folgende konkrete Fragen zu klären:

  1. Verbraucher- und Geschmackstests: Kommt die neue Frucht beim Konsumenten an?
  2.  Ist die Lulo für einen ganzjährigen Anbau unter Glas in Mitteleuropa geeignet?
  3. Steigert eine Zusatzbeleuchtung im Winter den Ertrag der Lulo?
  4. Gibt es saisonale Unterschiede in der Fruchtqualität, die analytisch messbar sind vom Verbraucher wahrgenommen werden?
  5. Kann die Lulo von der heimischen Erdhummel erfolgreich bestäubt werden?
  6. Wann ist der optimale Reife- und Erntezeitpunkt der Früchte?
  7. Lässt sich die Lulo veredeln und sind die Pflanzen dann resistenter gegen den Welkepilz Fusarium?

Viele der Untersuchungsfragen wurden im Rahmen der Dissertation von Jana Messinger in Master- und Bachelorarbeiten von Studierenden der Uni Bayreuth bearbeitet.

 

Die Qualität der reifen Lulo-Früchte wird einerseits durch Konsumententests und andererseits analytisch in Kooperation mit dem Forschungszentrum für Bio-Makromoleküle der Universität Bayreuth (PD Dr. Stephan Schwarzinger) ermittelt.


Erste Ergebnisse

Verbraucher- und Geschmackstests:

Kommt die neue Frucht beim Verbraucher an?

Die Lulo ist eine neue, unbekannte tropische Frucht auf dem deutschen Markt, so dass mithilfe von Verbrauchertests zum einen abgeschätzt wurde, ob sie den potentiellen Konsumenten gefällt (Aussehen, Textur, Geruch, Geschmack). Die Lulo fand im Allgemeinen großen Zuspruch bei den Verbrauchern, v.a. Aussehen und Duft aber auch der Geschmack, die Saftigkeit und Festigkeit wurden sehr positiv bewertet. Lediglich das Aussehen des Fruchtfleisches, die Säure und die fehlende Süße wurden nicht so gut bewertet, obwohl der Geschmack als aromatisch, erfrischend, exotisch und als gute Mischung aus Süße und Säure durchaus positiv empfunden wurde. Somit ist der Lulo ein hohes Potenzial auf dem deutschen Markt zuzutrauen und ein Anbau erscheint lukrativ. 

Insgesamt 90 Personen aller Altersgruppen und beider Geschlechter wurden ausgewählt, die Lulo hinsichtlich Geschmack, Aussehen, Textur, und Geruch zu bewerten.

 

Ist die Lulo für den ganzjährigen Anbau geeignet?

Für eine erfolgreiche Vermarktung ist eine möglichst lange oder gar ganzjährige Verfügbarkeit der Frucht bedeutend. Es ist aber seit langem bekannt, dass Wachstum und Reproduktion von Pflanzen von der Tageslänge abhängen. Möglicherweise ist eine ganzjährige Produktivität tropischer Pflanzen in temperierten Breiten mit saisonalen Änderungen der Tageslänge (im Sommer lange Tage und im Winter kurze Tage) limitiert. Daher wurde die Reproduktion der Lulo im Jahresverlauf und mit Zusatzbeleuchtung im Winter untersucht.

 

Die Ergebnisse zeigen, dass die Lulo bereits im 1. Jahr Früchte produzierte und sowohl im Sommerim Langtag, als auch im Winter im Kurztag blühte und fruchtete. So ist die Lulo unter Glas für einen ganzjährigen Anbau geeignet. Zusatzbeleuchtung im Winter ist nicht notwendig, um eine Blüte und einen Fruchtansatz zu induzieren. Aus den Untersuchungen lässt sich außerdem ableiten, dass zwei Aussaattermine im Jahr, im Februar undJuni, und eine Kultur unter natürlichen Lichtbedingungen eine fast ganzjährige Versorgung mit Früchten gewährleisten.

 

Übersicht über die Entwicklung der Lulo bei zwei verschiedenen Aussaaten im Jahr (Februar und Juni).

Die Pflanzen wurden bei natürlichen Lichtbedingungen kultiviert sowie im Winter zusätzlich beleuchtet. Abbildung verändert aus Messinger ä Lauerer (2014) Scientia Horticulturae, im Druck.

Steigert eine Zusatzbeleuchtung im Winter den Ertrag der Lulo?

Exotische Früchte üben gerade im Winter einen Reiz auf uns aus, wenn frisches Obst aus dem eigenen Land Mangelware ist, doch gerade dann müssen sie über große Distanzen, oft vom andern Ende der Welt importiert werden. Für die Produktion in Klein-Eden ist es daher besonders interessant, in den Wintermonaten tropisches Obst zu produzieren. Die Untersuchungen in Klein-Eden zeigten, dass Lulos auch in den Wintermonaten Früchte produzieren. Durch Zusatzbeleuchtung (Tagverlängerung) im Gewächshaus kann der Fruchtansatz um 50% erhöht werden. Allerdings sind diese Früchte dann kleiner als im natürlichen Kurztag, so dass keine Steigerung im Ertrag erzielt wurde. So bringt eine Zusatzbeleuchtung keine Vorteile, und energetische Kosten können eingespart werden. Dies ist ein enormer Vorteil, denn bei angenommenen Strompreisen von 20 Cent/kWh und einer Tagverlängerung auf 16 Stunden von Oktober bis März betragen die zusätzlichen Kosten bei Zusatzbeleuchtung etwa 1 € pro Frucht.

-> Zusatzbeleuchtung steigert nicht den Ertrag

 

Kann die Lulo von der heimischen Erdhummel erfolgreich bestäubt werden?

Die Lulo ist für einen Fruchtansatz auf Bestäubung durch Hummeln angewiesen. In der südamerikanischen Heimat (Kolumbien) wird die Lulo z.B. durch Bombus atratus bestäubt. Ob auch unsere einheimische Erdhummel (Bombus terrestris) in der Lage ist, die Blüten der Lulo erfolgreich zu bestäuben, wurde im Sommer 2013 untersucht. Dabei zeigte sich nach Bestäubung durch die Erdhummel ein mittlerer Fruchtansatz von 85%. Die Erdhummel, die häufig im Gewächshausanbau Anwendung findet und käuflich erworben werden kann, ist daher ein effektiver Bestäuber und für den Einsatz in Lulo-Kulturen sehr empfehlenswert.

Kooperationspartner

Ökologisch-Botanische Garten (ÖBG) der Uni Bayreuth

Das Vorhaben, tropische Früchte unter Glas kommerziell zu produzieren, ist neuartig in Deutschland. Mit der Entstehung des Projektes „Klein-Eden" war daher von Anfang an klar, dass wissenschaftliche Untersuchungen hierzu notwendig sind. Der Ökologisch-Botanische Garten (ÖBG) der Universität Bayreuth mit seiner Erfahrung in der Kultur von tropischen Pflanzen in Gewächshäusern war daher seit Beginn des Projektes ein wichtiger Partner. In derzeit laufenden Forschungsvorhaben wird an wenigen Modellarten untersucht, wie Ertrag und Qualität tropischer Früchte zu allen Jahreszeiten optimiert werden können. Bei der Auswahl der untersuchten Art lag das Augenmerk u.a. darauf, dass sie schnell zur Fruktifikation kommt, einfach zu kultivieren ist, schmackhafte Früchte produziert und möglichst neu für den deutschen Markt ist.

Im Rahmen der Doktorarbeit von Jana Messinger zum Thema: „Optimierung des An bau s tropischer Nutzpflanzen unter Glas in Mitteleuropa" wurde daher die Lulo (Solanum quitoense), ein südamerikanisches Nachtschattengewächs, als Versuchsart ausgewählt. Die Pflanze ist dekorativ und produziert schon im ersten Jahr schmackhafte Früchte, ist neu für den europäischen Markt und könnte einen neuen tropischen Geschmack auf unseren Speiseplan bringen. In Mitteleuropa gibt es bislang keine Erfahrungen im kommerziellen Anbau unter Glas mit dieser Art - mit ein Grund dafür, diese Pflanze als Modellart und Untersuchungsobjekt in unserem Forschungsvorhaben zu wählen.

Link Ökologisch-Botanischer Garten der Universität Bayreuth:

http://www.obg.uni-bayreuth.de/de/index.html

 

Kontakt:

  • PD Dr. Gregor Aas (Direktor des ÖBG)
  • Dr. Marianne Lauerer (Wiss. Betreuung ÖBG)
  • Jana Messinger (Doktorandin am ÖBG im Klein-Eden-Projekt)